Star Wars: Edge of the Empire

sw_EotE_rpg_logo

Quelle: Fantasy Flight Games

Zusammenfassung

symbol_rpgStar Wars: Edge of the Empire ist ein weiteres Rollenspiel im Star Wars-Universum und zeichnet sich durch ungewöhnliche Regelmechanismen, Tiefgang und detailverliebte Aufbereitung aus.

Wenn Sie Rollenspiele spielen und Star Wars mögen, dann sollten Sie unbedingt einen längeren Blick auf diese Produktlinie werfen und einen Kauf ganz klar in Erwägung ziehen! 😍

 

Hintergrund

Mag sein, daß ich damit falschliege, aber ich unterstelle Ihnen, daß Ihnen Star Wars ein Begriff ist.

Da das immer wieder gerne verwechselt wird, möchte ich gleich noch einmal darauf hinweisen, daß Star Wars kein Science Fiction ist, sondern Phantastik. Wenn Sie mir nicht glauben: zu rettende Prinzessinnen, als Macht titulierte Magie und Ritter, die für Freiheit und das Gute kämpfen? Phantastik, per Definition. Bloß weil ein paar Roboter und Androiden  Droiden und Raumschiffe vorkommen, wird Star Wars nicht zu Science Fiction. Lesen Sie Werke von den Gebrüdern Strugazki, von Stanislaw Lem, von Isaac Asimov und von Iain Banks, dann dürfte Ihnen deutlich werden, was Science Fiction ausmacht.

Es gab schon mehrere Versuche, das Star Wars-Universum für Rollenspieler aufzubereiten. Den ersten Versuch wagte West End Games (WEG) und lieferte ein solides Rollenspiel, das recht gut gelungen war, jedoch in langen Kampagnen Schwächen aufwies (1987).
Als nächstes versuchten sich Wizards of the Coast (WotC) an dem Universum und lieferten einen anderen Lösungsvorschlag (2000). Während WEG damals ein generisches und freies System schufen, verließ sich WotC auf eine Variante ihres mehr oder weniger berühmt-berüchtigten d20-System. Natürlich [natürlich!] heißt das, daß Spielercharaktere (SC) bei WotC Klassen haben und stufenweise aufsteigen, was Vor- und Nachteile hat, aber in erster Linie wohl Geschmackssache ist.
Die sogenannte Saga-Edition (2007) habe ich nicht gespielt und auch gemieden, weil sie sehr, sehr stark darauf ausgelegt war, mit (selbstverständlich käuflich erwerbbaren) Miniaturen gespielt zu werden. Da ich mir nicht sicher bin, werde ich nicht behaupten, daß die Miniaturen (oder ein adäquater Ersatz) zum Spielen notwendig waren.

Nun hat es sich der Brett- und Rollenspielhersteller Fantasy Flight Games zur Aufgabe gemacht, ein weiteres Star Wars-Rollenspiel anzubieten.

 

Inhalt

star wars - edge of the empire - core book (mini)Zur allgemeinen Verwunderung dreht sich Star Wars: Edge of the Empire eben nicht um Jedi-Ritter und Sith, nicht um das Imperium und nicht um die Rebellion. Zumindest nicht in erster Linie. Die Spielerecharaktere (SC) bewegen sich am Rande des Imperiums (daher auch der Titel des Rollenspiels), sind also Kopfgeldjäger, Söldner, Schmuggler und vergleichbare.

Angesichts der anderen Rollenspiele mit Star Wars-Lizenz ist dies meiner Meinung nach eine erfrischende Betrachtungsweise und ermöglicht es, auch mal bodenständigere Abenteuer zu erleben, die sich nicht ständig um sogenannte Lichtschwerter oder ausgedehnte Weltraumschlachten drehen. Abseits von den Filmen ist das SW-Universum umfangreich und kann viel Tiefgang bieten, ohne gleich auf die Klischees, die jedem ein Begriff sein dürften, zurückgreifen zu müssen.

Die Spielercharaktere werden nach dem altbekanntem (und leicht modifizierten) Baukastenprinzip erstellt. Man wählt eine Rasse oder Spezies, woraus sich die Attribute ergeben. Anschließend wählt man den Beruf oder die Profession des Charakters, daraus ergeben sich die Fertigkeiten und die Fähigkeiten. Anschließend werden diese Grundgerüste noch mit Punkten aufgebaut und individualisiert, dann kann man mit dem Charakter auch schon loslegen.

 

 

Stärken

sw-eote__wuerfel-setEine große Stärke ist zweifelsfrei, daß das Spielsystem erfrischend anders ist als man es von vielen anderen Rollenspielsystemen kennt: man benötigt spezielle, handelsunübliche Würfel, dadurch haben Erfolgsproben nicht nur das Ergebnis, sondern auch noch die Umstände zu bestimmen. Zum Beispiel mag eine Fertigkeitsprobe erfolgreich sein, aber es kann durchaus sein, daß sich dennoch das Blatt gegen die Spielercharaktere wendet, warum auch immer.
Dieses Würfelsystem ermöglicht sowohl Spielern als auch Spielleitern mit einem durchdachten Regelsystem, die Würfelproben dramaturgisch (und dabei regelkonform) aufzupeppen. 😻

 

 

Die Bücher sind voluminös, die inhaltliche Qualität ist vorbildlich, die Illustrationen sind liebevoll, zahlreich und fügen sich ohne Ecken und Kanten in das SW-Universum ein. Das Grundregelwerk umfaßt über 440 Seiten und geizt weder mit Spielhilfen noch mit Hintergrundinformationen. 😻

Es ist sicherlich eine Frage der eigenen Präferenzen, doch ist es meiner Meinung nach eine Stärke, daß das Rollenspiel eine deutlich ausgeprägte dramatische Ader hat. Im Gegensatz zu anderen Rollenspielen, bei denen man entweder nur zwischen Erfolg oder Mißerfolg unterscheidet oder per Tabellen ein trockenes vorgefertigtes Resultat erhält, bietet SW:EotE einen unterstützenden Rahmen, durch den die Dramatik und die Dramaturgie immer noch mit den Füßen auf dem Boden bleiben. Das ist etwas, was mir an vielen anderen sogenannten dramatischen Rollenspielen oft auf den Zeiger geht: Spieler, die besonders ausschweifend palavern, werden von solchen Systemen am meisten belohnt. Das ist hier nicht gegeben und das macht es mir sehr sympathisch.

[neu] Eine weitere Stärke ist, daß man keine Jedi spielt. Das muß ich wiederholen: man spielt keine Jedi. Alleine das hebt das Rollenspiel von den Vorgängerversuchen deutlich ab. Man kann Schmuggler, Söldner, Kopfgeldjäger und Konsorten spielen. Es wird allerdings im Laufe der nächsten Zeit (Jahre) weitere Bücher geben, mit denen es schlußendlich dann doch möglich ist, einen Jedi zu spielen. Dabei ist das System so ausgelegt, daß man dafür keinen neuen Charakter erstellen muß, sondern daß der eigene SC in die Rolle eines Jedi wachsen kann. Außerdem werden Jedi den nicht machtsensitiven SCs die Schau nicht stehlen. 👍

[neu] Und zu guter Letzt hat jeder Charakter etwas, was als Obligation (Verpflichtung) bezeichnet wird. Das beinhaltet Hintergrundgeschichten oder die losen Enden vergangener Abenteuer, die von Zeit zu Zeit „vorbeikommen,” um den Charakteren „in den Hintern zu beißen.” Das Ganze hat eine übersichtliche und nachvollziehbare Spielmechanik, die es unter anderem ermöglicht, neuerstellten Charakteren viele Vorteile zu bieten, deren Rechnung später präsentiert wird.  👍

 

 

Schwächen

Was einerseits eine Stärke ist, ist selbstverständlich auch eine Schwäche: die handelsunüblichen Würfel. Sollte der Hersteller FFG die Star Wars-Linie einstellen oder die Lizenz verlieren, dann werden die Würfel nicht mehr hergestellt. Weg heißt dann weg. Sollte man das Rollenspiel also spielen wollen, sollte man unbedingt in einen großen Vorrat dieser Würfel investieren, denn wie man weiß, neigen Würfel zum spurlosen Verschwinden. 😾

Das könnte man natürlich verhindern, indem man großzügig Geld ausgibt und das Rollenspiel somit unterstützt. Denn solange sich die Produkte gut verkaufen, rechnet sich die mit Sicherheit sehr kostspielige Lizenz für FFG und sie werden das Spiel nicht wie eine kalte Kartoffel fallenlassen. (Sollte das System und die Würfelherstellung dennoch eingestellt werden, gibt es übersichtliche Tabellen, mit deren Hilfe man auch die handelsüblichen Würfel verwenden kann.)

Kommen wir zu den Büchern: sie kosten (hierzulande) üblicherweise einen beachtlichen Betrag, der sich in abschreckenden Regionen abspielt. Nur als Beispiel: das Grundregelwerk von der aktuellen Shadowrun-Version (5) kostet regulär gerade mal 20 Euro. Zum gleichen Preis des SW:EotE-Grundregelwerkes bekäme man bei dem Klassiker D&D ein Grundbuch für Spieler und eins für den Spielleiter. 😿

Ein weiterer Nachteil ist, daß das Rollenspiel meines Wissens nach noch nicht allzu sehr verbreitet ist. Das heißt zum Beispiel für mich, daß ich keine Rollenspielgruppe kenne, der ich mich anschließen könnte, um das Rollenspiel probezuspielen. Daher muß ich mich selbst erst einmal einarbeiten und dann vermutlich selbst eine Runde zusammentrommeln.

 

Weiterführende Verweise

Die offizielle Internetzseite von SW:EotE

Das offizielle SW:EotE-Forum 👍

Rezension auf RPGGeek.com

Rezension von Paco Garcia Jaen 👍

 

Fazit

Der erste Eindruck, den ich gewonnen habe, ist großartig. Verglichen an den Rollenspielen von WEG oder von WotC (siehe oben) ist die Variante von FFG in der Dramaturgie und der Regelbalance deutlich im Vorteil. Die Illustrationen sind eine Augenweide und die Qualität der Produkte (in diesem Fall die Papierqualität, die Bindung und der Einband) selbst sind ebenfalls vorbildlich. 😍

Nun muß ich nur noch die Zeit finden, mich in das Spiel einzuarbeiten und es ein, zwei Mal Probespielen, bevor ich ein endgültiges Urteil darüber fällen kann.

 

Disclaimer

Star Wars and all associated elements are © 2013 Lucasfilm Ltd. & TM. All rights reserved.

0 Gedanken zu „Star Wars: Edge of the Empire

  1. Pingback: Star Wars: Edge of the Empire – erste & zweite Eindrücke | remerians weblog