John Scalzi: Redshirts

Zusammenfassung

symbol_booksJohn Scalzi: RedshirtsWer von uns macht sich mehr als nur flüchtige Gedanken um die Mannschaftsmitglieder mit den roten Hemden, die den Kapitän des Raumschiffes Enterprise und seine Freunde auf die verschiedenen Planeten begleitet, nur um innerhalb kurzer Zeit und meist sinnlos zu sterben? Jede Folge begleitet ein sogenanntes Rothemd (engl.: Redshirt) das Bodenteam, nur um draufzugehen und fast immer zeitnahe vergessen zu werden. Im Roman Redshirts von John Scalzi sind die Rothemden die Protagonisten, die sich vor Bodeneinsätzen drücken und versuchen, ihre tödlichen Einsätze an der Seite der Offiziere zu überleben.

Der Roman Redshirts ist unterhaltsam, kurzweilig und pendelt zwischen humorvoll und ernsthaft. 😊

5 von 5 Sternen

5 von 5 Sternen

Hintergrund

Für den Fall, daß Ihnen dieser Topos unbekannt ist: es gibt eine Science Fiction-Fernsehserie (und Filme, aber die sind für diesen Blogbeitrag ohne Bedeutung) namens Raumschiff Enterprise (für Kenner: in diesem Fall jene mit Kapitän Kirk), die sich dadurch auszeichnet, daß in fast jeder Sendung ein Mitglied des Raumschiffes umkommt. Da diese Opfer dem Publikum unbekannt sind und ein rotes Hemd (Redshirt) tragen, ist schon nach wenigen Sendungen jedem Zuschauer sofort klar, wer bei der Mission in der Sendung sterben wird. Meistens sind es Tode, die keinen anderen Sinn haben, als etwas Drama zu erzeugen und zu zeigen, daß die Außenmission gefährlich ist, häufig sind sie auch noch an den Haaren herbeigezogen.

 

Live-Fast-Die-Red-Shirt

T-shirt logo; artist unknown (geekalerts.com)

Dieses Phänomen ist so eindeutig und tritt so regelmäßig in der Serie Star Trek („Raumschiff Enterprise”) auf, daß die Problematik, ein rotes Hemd zu tragen und unter Kapitän Kirk der Föderation zu dienen, Einzug in die Popkultur bekommen hat. So stolpert man im Internetz recht häufig über Anspielungen auf das Kanonenfutter in Form von Rothemden, und das nicht nur von Star Trek-Anhängern, sondern auch von Künstlern und Unterhaltern, die an sich nichts mit dem Thema zu tun haben, aber dennoch diese Anspielungen irgendwo (meist unerwartet und unangekündigt) mit einfließen lassen.

Der amerikanische Science Fiction-Author John Scalzi, Gewinner zahlreicher Preise und Auszeichnungen für seine zahlreichen Werke, hat sich des Themas der Rothemden angenommen und den Roman Redshirts aus der Sicht der gefährdeten Mannschaftsmitglieder eines Raumschiffs geschrieben. Die Rothemden haben auch hier das Problem, daß sie recht gerne von den Offizieren des Raumschiffs auf Einsätze mitgenommen werden und dort dann eher magere Überlebenschancen haben.

 

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© annamariajung.com

 

 

 

Inhalt

Für Fähnrich Andy Dahl geht mit seinem Dienstantritt auf der Intrepid, dem Flaggschiff der Universal Union, ein Traum in Erfüllung. Ein Traum allerdings, aus dem es schon bald ein böses Erwachen gibt – denn irgendetwas an Bord scheint nicht in Ordnung zu sein. So stellt er fest, dass die Sterblichkeitsrate bei Außeneinsätzen immer dann in die Höhe schnellt, wenn ein leitender Schiffsoffizier mit dabei ist. Und jedesmal, wenn einer der Offiziere auftaucht, scheinen die Besatzungsmitglieder irgendetwas anderes Wichtiges zu tun zu haben. Zusammen mit drei weiteren Fähnrichen versucht Dahl, hinter das dunkle Geheimnis zu kommen – und geht dorthin, wohin noch kein Mensch zuvor gegangen ist: in die Wartungsschächte des Schiffes. Auf der Suche nach Antworten stürzen sich Dahl und seine Kameraden in ein Abenteuer, das buchstäblich die Grenzen ihrer Galaxis sprengt …

Quelle: Wilhelm Heyne Verlag, München (Klappentext)

 

Stärken

Der Roman liest sich flott und ist sowohl humorvoll als auch unterhaltsam. Mit einem Augenzwinkern und (wie Englischsprachige sagen würden) der Zunge in der Wange wird eine sehr bekannte Science Fiction-Fernsehserie in ihrer absurden Logik auf die Schippe genommen und meiner Meinung nach wohlwollend kritisiert. 😺

Der Roman Redshirts hat meiner Meinung nach nicht grundlos 2013 den Hugo Award gewonnen. Was auf dem ersten Blick wie eine nette, aber gewöhnliche Parodie aussieht, ist eine beeindruckende Erzählung auf mehreren Ebenen und mehreren Schicksalen, die unter dem Strich alles andere als trivial sind, auch wenn es während des Lesens zunächst so wirkt.

So werden zunächst das meist sinnlose, aber immerhin dramatische Ableben der verschiedenen Rothemden selbstironisch dargestellt, doch was im Laufe der ersten Kapitel noch wie ein intelligent und pointierter Ulk wirkt, wird im Laufe der Geschichte zu einer tragischen Verschwörung, gegen die die jungen Kadetten in ihren roten Hemden zunächst hilflos sind. Als sie es dann schaffen, das Muster der „Unfälle” zu durchschauen und eine Möglichkeit finden, sich durch die allgegenwärtige tödliche Bedrohung während der Außenmissionen zu lavieren, wird ihnen klar, daß sehr viel mehr dahintersteckt.

John Scalzi beginnt die Geschichte zunächst auf einer recht einfach gehaltenen Ebene, nämlich die simple Erzählung der Abenteuer der Rothemden, die irgendwie zu überleben versuchen. Diese Ebene verläßt John Scalzi teilweise, als die Rothemden begreifen, was hinter der hohen Sterberate ihrer Kameraden liegt und der Ursache auf den Grund gehen. Und diese beiden Ebenen werden wieder teilweise zurückgelassen, als der Roman schlußendlich eine weitere, globalere und uns (also den Leserinnen und Lesern) viel nähere Dimension gewinnt.

 

Schwächen

Mir sind keine Schwächen aufgefallen, die ich nennen könnte; der Roman ist humorvoll, unterhaltsam und kurzweilig, geht allerdings weit über den Klamauk hinaus und beleuchtet mehrerer Ebenen der Realität(en). Ich habe nichts zu bemängeln. 😯

 

Fazit

Nur um zu verhindern, daß ein falscher Eindruck entsteht, wenn ich mein Fazit ziehe: ich habe während meiner Kindheit und Jugend etliche Folgen von Star Trek gesehen, war jedoch nie ein Anhänger von der Serie oder dem Star Trek-Universum. Zwar habe ich es nicht abgelehnt, die Folgen zu sehen, jedoch habe ich auch keinen großen Zug gehabt, mir extra die Zeit dafür zu nehmen. Daher war die Serie für mich ein gelegentlicher Zeitvertreib und ich hatte und habe nicht nennenswert viel Ahnung von dem Gesamtkonzept Star Trek.

Das Buch hat mich dennoch schwer beeindruckt, und zwar genau deshalb, weil es wie eine heitere, witzreiche Lektüre beginnt und dann ohne einen unglaubwürdigen oder deutlichen Bruch zu viel mehr wird als nur eine ergötzliche Schmonzette. Sicherlich trifft Redshirts nicht jeden Geschmack, aber man sollte den Roman auf jeden Fall mal anlesen.

Sehr lesenswert! 😃

 

Daten

John Scalzi: Redshirts
© Wilhelm Heyne Verlag, München
547 Seiten (Calibre)
ISBN: 978-3-641-09555-0