SGU Podcast #545

Zusammenfassung

symbol_podcastsymbol_scienceThemen der The Skeptics’ Guide to the Universe Episode 545:

  • Vergessene Superhelden der Wissenschaft: James West (Miterfinder des Mikrophons)
  • Böse Roboter
  • Die Jagd nach Planet X
  • Antidepressiva und Autismus
  • weitere Probleme für die Nahrungsmittelergänzungsindustrie
The Sceptic's Guide to the Universe

The Sceptic’s Guide to the Universe

Vergessene Helden der Wissenschaft: James West

James West ist ein amerikanischer Erfinder und Akustiker. Gemeinsam mit Gerhard Sessler erfand er 1962 das sogenannte Elektret-Kondensatormikrofon, das heute noch mit 90% Marktanteil den Großteil aller handelsüblichen und verbauten Mikrofone ausmacht. Diese zeichnen sich durch „extrem [kompakte] Bauweise, […] geringen Preises und […] [guter] Signalqualität” aus.

 

OpenAI: Initiative gegen „böse Roboter”

Elon Musk und eine Reihe anderer sogenannter Technikgiganten haben eine milliardenschwere Stiftung ins Leben gerufen, die dafür sorgen soll, daß keine Roboter geschaffen werden, die die Menschheit auslöschen werden.
Musk hatte wiederholt vor den Gefahren künstlicher Intelligenz gewarnt und bezeichnete diese als die größte Gefahr für die Menschheit. Eine Reihe prominenter Wissenschaftler und Technologen hatten ebenfalls schon diese Warnung ausgesprochen, unter ihnen Stephen Hawking.

Der ins Leben gerufene Konzern wurde OpenAI getauft und soll immense Datenmengen nutzen, um Roboter zu schaffen, die nicht die Menschheit auslöschen werden. Laut deren Internetzseite ist es das Ziel OpenAIs, künstliche Intelligenz auf eine Weise zu schaffen, die der Menschheit in der Gesamtheit mit größter Wahrscheinlichkeit nutzen wird, ohne dabei von Rentabilitätsmotiven geleitet werden zu sein.
Der Konzern hofft, gegen große Konzerne wie Google oder Facebook anzukommen, die selbst über riesige Abteilungen und Projekte zum Thema Künstliche Intelligenz haben. Unterstützer von OpenAI warnten außerdem davor, daß Regierungen die Macht künstlicher Intelligenzen einsetzen könnten, um ihre Bürger zu unterdrücken.

Elon Musk und YCombinator, beide Bestandteil von OpenAI, werden die Daten, die ihre Firmen generieren, mit OpenAI teilen. Das heißt, daß beispielsweise alles auf Reddit den Robotern zum Lernen gegeben wird.
Musk wird auch Daten von seinen anderen Projekten zur Verfügung stellen, inklusive die autonom fahrenden Autos von Tesla Motors oder Raketen von SpaceX.

(Originalartikel en)

Die Jagd nach Planet X

Zwei Forschergruppen haben jeweils behauptet, daß sie möglicherweise Supererden am Rande unseres Sonnensystems entdeckt haben… vielleicht. Wenn man den entsprechenden Artikel aufmerksam liest, bekommt man schnell eine grobe Ahnung, daß das Urteil, was genau die Astronomen entdeckt haben, noch aussteht.
Alles begann mit ALMA, einem Radioteleskop der Superlative.
Als die zwei unterschiedlichen Forschergruppen mit Hilfe von ALMA die Systeme Alpha Centauri und W Aquilae untersuchten, entdeckten sie etwas, was ihre Aufmerksamkeit erregte.

Die Alpha Centauri-Gruppe beobachtete in 2014 und nochmals in 2015 eine helle Lichtquelle, die sich gemäß der Bilder bewegt hatte. Ein relativ nahegeledener Stern kann durchaus den Eindruck erweckt haben, vor dem Hintergrund ‚feststehender’ Sterne sich zu bewegen, aber daß so ein Stern unserer Aufmerksamkeit für so lange entkam, gerade in dem Alpha Centauri System, ist sehr unwahrscheinlich. Es gibt an diesem Punkt zu viele unbekannte Faktoren, so daß viele verschiedene Objekte mit unterschiedlichen Entfernungen, Größen und Zusammensetzungen für die entdeckte Helligkeit in Frage kämen.
Als mögliche Erklärungen für das System nannten die Forscher eine dunkle Eiswelt (mindestens 100 AE entfernt), eine Supererde (mindestens 300 AE entfernt) oder ein kalter oder ultrakühler brauner Zwerg (vielleicht 20 000 AE entfernt).
Im frühen 20. Jahrhundert wurden Anomalien im Orbit von Uranus zum Anlaß genommen, in unserem Sonnensystem nach etwas zu suchen, was als Planet X bezeichnet wurde. Dies führte zur Entdeckung von Pluto, aber dessen vernachlässigbare Masse war keine Erklärung für die Anomalien. Eine ernsthafte Suche nach Planet X wurde großteils allerdings aufgegeben, als Astronomen erkannten, daß die seltsamen Bewegungen Uranus’ durch eine Fehlkalkulation von der Masse Neptuns erklärt werden konnten.
Der Ausdruck Planet X veränderte sich im Laufe der Zeit zur Bezeichnung für jedweden noch nicht entdeckten Planeten in unserem Sonnensystem.

Die zweite Forschergruppe entdeckten ebenfalls helle Punkte während ihrer Untersuchungen. Den Punkt nannten sie Gna nach einer schnellen, nordischen Botengöttin. Auch dieser Punkt bewegte sich zwischen ihrer ersten und zweiten Beobachtung. Ihre Kalkulationen ergaben eine Entfernung von 4 000 AE. Sollte sich herausstellen, daß das vermutete Objekt tatsächlich so weit entfernt ist, kann es sich dabei tatsächlich um einen Planeten oder braunen Zwerg handeln.

Obwohl das alles faszinierend und möglicherweise hochinteressant ist, sollte man seine etwaige Begeisterung zügeln. Beide Astronomengruppen haben ihre Forschung und Beobachtungen dem renommierten Astronomy & Astrophysics Journal vorgelegt, doch ist dies zur Zeit noch keinem Kreuzgutachten durch andere Wissenschaftler unterzogen und auch noch nicht formell veröffentlicht worden. Beide Studien basieren auf nur zwei Beobachtungen mit einem zeitlich geringen Abstand zueinander; die zweite Gruppe hatte bei einer dritten Beobachtung keinen hellen Punkt mehr entdecken können. So weit entfernte Planeten zu entdecken ist ausgesprochen schwierig, und da die ALMA-Beobachtungen nur sehr kleine Ausschnitte des Weltraums beobachtet hatte, ist die zufällige Entdeckung eines neuen Planeten bei einer Routinesichtung statistisch recht unwahrscheinlich.

Es ist viel wahrscheinlicher, daß die Forschergruppen nicht große, weitentfernte, sondern kleine, nahegelegene Objekte entdeckt haben. Es gibt innerhalb unseres Sonnensystems zahlreiche Eiskörpergruppen. Die Gna-Forschergruppe räumte selbst ein, daß sich das beobachtete Objekt vermutlich zwischen Saturn und Neptun befindet. Hinter Neptun befindet sich unter anderem der Kuipergürtel, in dem mehr als 1 200 Eis- oder Steinobjekte entdeckt wurden.

(Originalartikel en)