PJ Harvey: The Hope Six Demolition Project

Zusammenfassung

symbol_musicpj harvey - the hope ssix demolition project (mini)Im April veröffentlichte PJ Harvey ihr neuntes Studioalbum unter dem Titel „The Hope Six Demolition Project”. Seit dem Vorgängeralbum (Let England Shake) sind in etwa fünf Jahre vergangen und im Gegensatz zu den Vorgängeralben hat sie musikalisch wie auch inhaltlich keine neue Richtung eingeschlagen, sondern den Kurs von Let England Shake weiterverfolgt.

Die Musik ist abwechslungsreich und vielschichtig und mit der richtigen Anlage kann man viele akustische Details entdecken, die aus dem Gros ausbrechen, ohne jedoch die Klangbühne zu stören.
Das Konzeptalbum ist schlüssig und definitiv den Kauf und das wiederholte Hören wert. Auch wenn das Warten unerfreuliche lang war, hat es sich gelohnt.

5 von 5 Sternen

5 von 5 Sternen

Hintergrund

Quelle: discogs.com

Quelle: discogs.com

Polly Jean Harvey ist zweifelsohne eine Ausnahmekünstlerin, die neben ihrem bekanntesten Aktivposten, die Liedermacherei, auch noch Bildhauerin und Dichterin ist. Sie spielt seit jungen Jahren Gitarre und Saxophon, später lernte sie unter anderem noch Klavierspielen und Autoharp.

Sie erhielt 2001 den Mercury Prize für das Album Stories from the City, Stories from the Sea und 2011 für das Album Let England Shake und ist somit der bisher einzige Künstler, der diesen Preis zweimal gewann. Ferner wurde sie achtmal für den Brit Award nominiert, sechsmal für den Grammy Award und weitere zwei Male für den Mercury Prize.

In 2013 wurde sie für ihre Dienste an der Musik mit einem MBE ausgezeichnet und geadelt.

Das neunte Studioalbum hat bereits hohe Wellen geschlagen und etliche Politiker haben die Liedermacherin schon gerügt und kritisiert. [„Getroffene Hunde bellen”?]

 

Inhalt

Musikalisch teilweise laut, teilweise leise, oftmals sehr eingängige Melodien und gefällige Kompositionen, dazu heller Gesang mit enthusiastischer Stimme. So ganz paßt das jedoch nicht zu den Liedertexten, die sich mit gesellschaftlichem, sozialem und menschlichem Elend auseinandersetzen, die schwer im Magen liegen, zum Nachdenken anregen (sollen) und mitunter über zynische Pointe verfügen.

 

Stärken

Die Musik ist abwechslungs- und facettenreich. Auch wenn ich ungern tote Pferde trete, es hat sich meiner Meinung nach wieder einmal als die richtige Entscheidung herausgestellt, den Fiio X3 zu kaufen; das Klangbild ist detailverliebt, deckt ein breites Spektrum ab und es gibt viel zu entdecken.
Bemerkenswert finde ich die zahlreichen Passagen, in denen die Musik durch verschiedene akustische Einlagen droht, disharmonisch zu werden — aber ohne daß es stört. Im Gegenteil, es paßt und gewinnt durch diese Ecken und Kanten an Qualität. Ähnlich wie Zartbitterschokolade, die ich jedesmal einer Vollmilchschokolade vorziehen würde.
Diese Passagen erinnern mich mit ihrer bemerkenswerten, unterschwelligen Disharmonie und musikalischen Qualität an The Downward Spiral und The Fragile von Nine Inch Nails.

Da PJ Harvey eine Liedermacherin und Dichterin ist, die letztes Jahr den Gedichtsband The Hollow of the Hand veröffentlich hat, kann man getrost davon ausgehen, daß es sich anbietet, den Liedtexten ein wenig Aufmerksamkeit und Hirnschmalz zu widmen. Man merkt, daß Polly Jean Harvey nicht mehr die junge Frau ist, die von zum Beispiel Liebe singt (egal ob glücklich oder unglücklich, vorher oder nachher), sondern daß sie gereift & gewachsen ist und ihr Horizont viel weiter ist als das.

 

Schwächen

Der Datenträger ist gerade einmal halbvoll geworden, das betrachte ich als ärgerlich. Andererseits ist das Album reich an Abwechslung und hochqualitativer, facettenreicher Musik, also ist das kein Punkt, den ich ernsthaft bemängele.

Ein Kritikpunkt, den man PJ Harvey öfters bezüglich des Albums vorgeworfen hat, ist, daß sie in ihren Stücken anprangert, jedoch keine Lösungen anbietet. Das erscheint mir allerdings kleinlich, denn etwas anderes kann man von Nachrichten auch nicht behaupten. Und ich finde, daß sie dadurch, daß sie in der Politik schon einige Personen nervös gemacht hat, hinreichend bewirkt hat, um diesen Kritikpunkt getrost vernachlässigen zu können.
Und zu guter Letzt kann ich mich nicht erinnern, daß diese Kritiker selbst irgendetwas geschaffen haben, was weithin bemerkt wurde und die Welt verbessert hat.

 

Fazit

Das Album hatte ich bestellt, ohne vorher reingehört zu haben und ich habe es, wie erwartet, nicht bereut. Zwar ist es etwas kurz geraten, aber die Gesamtqualität rechtfertigt die Länge – lieber verzichte ich auf ein paar Minuten mehr Musik, als daß ich Stücke habe, die ich beim Durchhören überspringe, weil sie langweilen oder offensichtlich Füllmaterial sind.
Musikalisch definitiv hörenswert, die Texte sind inhaltlich auch bemerkenswert, und durch diese Mischung kann man das Album nur als „durchweg gelungen” bezeichnen. 👍
Kaufen, reinhören und verlieben. 😉

 

Daten

PJ Harvey: The Hope Six Demolition Project
©2016 Island Records
11 Stücke
0’41”39

 

Verweise

Wikipediaartikel über PJ Haveyde
Wikipediaartikel über PJ Harvey und The Hope Six Demolition Projecten
Discogseinträge: PJ Havey und The Hope Six Demolition Projecten