Sideways

Zusammenfassung

Sideways ist ein ruhiger Film, der sich um die beiden Freunde Miles und Jack dreht, die eine Woche lang durch Kalifornien reisen, um Jacks Junggesellenabschied zu feiern, Wein zu trinken und Winzereien zu besuchen. Während Miles’ Hauptaugenmerk auf Wein und Essen liegt, ist es Jacks erklärtes Ziel, seine letzte Woche „Freiheit” mit sexuellen Abenteuern zu zelebrieren.

Der Film ist facettenreich, humorvoll und leise; er ist liebevoll, geistreich und subtil. Es macht Spaß, ihn mehrmals anzugucken und neue Details zu entdecken. Sideways ist einer der wenigen Liebesfilme, die ich mir ohne Brechreiz angucken kann, er handelt von Freundschaft und Älterwerden, von Treue und Ehrlichkeit. Und selbstverständlich auch von Wein.
Sehr sehenswert, auch wiederholt. 👍

5 von 5 Sternen

Hintergrund

Alexander Payne (Quelle: de.wikipedia.org)

Der Film basiert auf dem gleichnamigen Roman von Rex Pickett und wurde mit zahlreichen Preisen prämiert und für weitere Auszeichnungen nominiert.

Der Regisseur Alexander Payne drehte darüber hinaus den nicht uninteressanten Film About Schmidt (mit Jack Nicholson in der Hauptrolle), der sich unter anderem mit dem Altwerden, dem Tod und dem Loslassen & Vergeben beschäftigt.
Für seine Werke erhielt er zahlreiche Auszeichnungen, darunter Oscars und Golden Globes.

Am Rande: Der Film ist der Auslöser gewesen, daß ich meinem Interesse an Charles Bukowski endlich nachgab und mich anfing, ernsthaft mit dessen Werk zu beschäftigen.

Inhalt

Miles (Paul Giamatti)

Die Geschichte beginnt damit, daß Miles (Paul Giamatti) verschläft und entsprechend verspätet seinen Freund Jack (Thomas Haden Church) von seinen zukünftigen Schwiegereltern abholt. Nach einer langwierigen Verabschiedung fahren die beiden in eine Junggesellenabschiedswoche, die mit Jacks Hochzeit abschließen soll. Miles entpuppt sich als Englischlehrer, der seinen Roman veröffentlichen will und auf die Antwort seines Agenten wartet und außerdem ein Wein-Connaisseur ist. Jack ist ein Werbe- und Serienschauspieler, der sexfixiert ist und seine „letzte Woche Freiheit” mit horizontalen Tänzen abwechslungsreich feiern möchte.

Jack (Thomas Church)

Den ersten Tag verbringen sie (sehr zum Ärger Jacks) bei Miles’ Mutter, wo Miles sich ungefragt an ihren Ersparnissen bedient. Am nächsten Morgen fahren die beiden weiter, ohne sich von ihrer Gastgeberin zu verabschieden, nur um sich in einem Restaurant in die Haare zu kriegen, weil Jack unbedingt „noch einen wegstecken” will und er nicht vorhat, sich das von Miles’ ständiger Depression vermiesen zu lassen.

Maya (Virginia Madsen)

Während ihrer Weintour quer durch die verschiedenen Winzereien Kaliforniens treffen die beiden auf Maya (Virginia Madsen) und Stefanie (Sandra Oh), die mit den beiden Männern anbandeln. Während Jack mit Stefanie in die Vollen geht, nähern sich Maya und Miles nur zögerlich an; Miles’ Neigung zu Selbstmitleid, Melancholie und Bereitwilligkeit zur Trunkenheit stehen ihm ebenso im Weg, wie daß er immer noch seiner Exfrau nachtrauert.

Stefanie (Sandra Oh)

Obwohl alles zunächst vielversprechend aussieht, erhält Miles über seinen Agenten eine Absage vom Verlag und verplappert sich bei Maya, daß Jack heiraten wird. Maya, die eine gescheiterte Ehe mit einem Aufschneider & Lügner hinter sich hat, wendet sich von ihm ab, Miles Hoffnung, Autor zu werden, bricht zusammen und die Freundschaft mit Jack wird arg strapaziert, als dieser von Stefanie, die von seiner Hochzeit erfahren hatte, attackiert wird und die Nase gebrochen bekommt.

Stärken

Es ist erfrischend, wenn ein Film sich ausnahmsweise mal nicht um den drohenden Weltuntergang oder um das Ende der Menschheit dreht.
Sideways ist leise, zurückhaltend, subtil und unter dem Strich betrachtet menschlich. Er bietet einen für amerikanische Filme ungewöhnlichen Tiefgang und Facettenreichtum und wurde nicht grundlos zahlreich prämiert und ausgezeichnet.

Eine weitere Stärke, die Gefahr läuft, übersehen zu werden, ist die Detailverliebtheit. Die Charaktere deuten mit kleinen Gesten nur beiläufig sehr viel mehr Tiefe an, als ein oberflächlicher Blick vermuten läßt. Sie unterstreichen offensichtliche Gesten und geben dem Miteinander der Figuren das gewisse Etwas.
Die Mimik der Figuren ist generell sehens- und bemerkenswert; auch die im Hintergrund stehenden Darsteller tragen mit ihrem stimmigen Mienenspiel hervorragend zu dem Gesamtwerk bei. Die Mimik Paul Giamattis ist kurzum eine Glanzleistung, ist ebenso vielschichtig wie auch überzeugend.

Jede der Figuren hat Hoffnungen, Wünsche und Ängste und es ergibt sich aus der Summe eine bemerkenswerte Sinphonie der Dilemmata. Obwohl häufig auf nicht weiter erklärte Hintergrundgeschichten hingewiesen wird, fällt das nicht unangenehm auf (sie sind nicht für die eigentliche Handlung notwendig), sondern bleibt unter der Oberfläche versteckt und wird nur angedeutet.

Ich finde es erfrischend, wie die beiden männlichen Protagonisten einander belügen, obwohl es offensichtlich ist, daß der jeweils andere die Lüge durchschaut und der jeweilige Lügner das mitbekommt, weiß und dennoch lügt.
Es ist ebenso betrüblich wie auch amüsant, wie alle Figuren sich krampfhaft sozialen Zwängen, ob sie nun real oder eingebildet sind, beugen und versuchen, sich einzufügen.

Fazit

Es liegt auf der Hand, daß ich von dem Film begeistert bin. Ich weiß nicht, wie oft ich ihn schon gesehen habe und ich werde seiner nicht müde. Die Figuren passen, sowohl für sich als auch in Kombination, die Bilder sind ein Augenschmaus, die Musik unterstreicht die Geschichte formidabel.
Sideways ist meiner Meinung nach rundum gelungen, charmant und weise. 😘

Daten

Sideways
© 2004
2’02”45