Bukowski: Factotum

Zusammenfassung

symbol_booksbukowski - factotum (mini)Bukowskis teilautobiographischer Roman Factotum erzählt einen weiteren Lebensabschnitt seines Alter Egos Henry Chinaski.

Ebenso amüsant wie auch betrüblich liest sich Factotum wie eine nüchterne Zusammenfassung des Lebens Chinaskis. Die tagebuchartigen Episoden erinnern mit ihrem nüchternen Tonfall an verschiedene Werke Hemingways, zwischen den Zeilen verbirgt sich meist der Rest des sogenannten Eisbergs.

Wenn man sich mit Bukowskis Schreibstil und seiner Eigenheit, keinen belletristischen Weichzeichner zu verwenden und ungeschminkt die Dinge beim Namen zu nennen, anfreunden kann, ist das Buch in jedem Fall lesenswert. Auch wenn es meiner Meinung nach im Schatten von Ham on Rye und Post Office steht.

5 von 5 Sternen

5 von 5 Sternen

Hintergrund

Charles_Bukowski_smoking

Quelle: wikipedia.org

Henry Charles Bukowski, Junior, war ein US-amerikanischer Poet & Schriftsteller. Seine Kindheit war geprägt von körperlichen Mißhandlungen seitens seines Vaters und ärmlichen Verhältnissen. Während seiner Jugend litt er zusätzlich an starker Akne und genereller Ablehnung seitens seiner Mitmenschen. Er studierte Journalismus und versuchte relativ erfolglos, ein Schriftsteller zu werden. Alkohol nahm eine große Rolle in seinem Leben ein und es bedurfte erst einer fast tödlich verlaufenden Magenblutung, bis er ernstaft anfing, Gedichte zu schreiben. Sein zweimaliges Angestelltsein bei der Post verarbeitete er in seinem ersten Roman Post Office.

Henry „Hank” Chinaski ist Bukowskis Alter Ego und findet sich auch in anderen seiner Romane (Ham on Rye, Post Office) wieder.

 

Inhalt

Henry Chinaski, ein kaum erfolgreicher Poet und Schriftsteller, dafür aber umso erfolgreicherer Trinker, ist alles, was man als Normalsterblicher zu vermeiden versucht: Es ist ihm nicht möglich, eine Arbeitsstelle länger als wenige Wochen zu behalten, bevor er entlassen wird, weil er zu unpünktlich, zu faul oder zu oft betrunken ist. So rettet er sich von einer Gelegenheitsbeschäftigung zur nächsten, stets auf der Flucht vor dem seinem Geld nachrennenden Vermieter, auf der Suche nach Alkohol und auf dem Weg zu den Pferderennen, um sich mit Wetten über Wasser zu halten.

Nüchtern auf den Punkt betrachtet ist Factotum eine einem Bericht ähnelnde Zusammenfassung von Chinaskis Odyssee von Arbeitsplatz zu Arbeitsplatz. Die Frauengeschichten und die Alkoholeskapaden sind „nur” der Mörtel, der die Aufzählung verschiedener Arbeitsplatzverluste zusammenhält, auflockert und würzt. Factotum gleicht einem spartanisch erzählten Tagebuch einer Abwärtsspirale, die einen erfolgsarmen Tagelöhner in den finanziellen wie auch gesellschaftlichen Ruin begleitet.

 

Stärken

Meiner Meinung nach ist eine große Stärke der Erzählstil. Auf der einen Seite recht nüchtern und minimalistisch, auf der anderen Seite gewinnen erwähnte Details dadurch entsprechendes Gewicht und es läßt sich auch viel aus dem Kontext herauslesen. So kann man den Roman zwar im Eilverfahren durchlesen, aber man ist deutlich besser bedient, wenn man sich Zeit nimmt, aufmerksam liest und sich Gedanken macht.

Eine weitere Stärke ist die skurrile Mischung aus amüsanter wie auch düster-schmuddeliger Darstellung der Geschehnisse und auch der pointiert formulierten Dialoge.

 

Schwächen

Mir sind keine Schwächen aufgefallen. Wenn man vielleicht davon absieht, daß Factotum durchaus noch ein wenig umfangreicher hätte ausfallen können. 😉

 

Fazit

Der Roman ist kurzweilig, humorvoll, unterhaltsam und dennoch keine leichte Lektüre.
Deutliche Leseempfehlung. 👍

 

Daten

Bukowski, Charles: Factotum
HarperCollins e-books
geschätzt 218 Seiten, e-Buch
ISBN 9780061842412