Romm: Solitary

Zusammenfassung

symbol_booksromm - solitaryIn dem autobiographischen Sachbuch Solitary geht es um den Absturz, die Gefangenschaft und die Rückkehr eines Kampfpiloten-As. Das Buch ist in der hebräischen Originalfassung ein Erfolg und Verkaufsschlager in Israel und wird oft als Sensation bezeichnet.
Der ehemalige Kampfpilot Giora Romm, der sich während des Sechstagekrieges mit dem Abschuß von fünf MiGs auszeichnete, wurde während des Abnutzungskrieges über Ägypten abgeschossen und gefangengenommen. In Solitary beschreibt er seinen Abschuß, die Gefangennahme, die Isolationshaft, die zahlreichen Verhöre und Folterungen, schließlich die Freilassung und schlußendlich seine Rückkehr in den Militärdienst.

Die Erlebnisse und Erfahrungen werden eindrucksvoll dargestellt und beschrieben, man bekommt eine deutliche Ahnung von den Problemen und Ängsten Romms und gewinnt ansatzweise ein Verständnis für die generelle Problematik zwischen Ägyptern (oder Arabern) und Juden, nicht nur während und nach des Abnutzungskrieges.
Solitary liest sich zwar angenehm und ist spannend, ist aber alles andere als leichte Lektüre, dennoch ist das Buch sehr empfehlenswert. 👍

5 von 5 Sternen

5 von 5 Sternen

 

Hintergrund

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Steven Pressfield (Quelle: www.stevenpressfield.com)

Auf den Autor Steven Pressfield und seinen hochinteressanten Blog bin ich über Umwege gekommen, auf die ich vielleicht ein anderes Mal eingehen werde. Steven Pressfield ist der Author zahlreicher Drehbücher, Romane und Sachbücher. Da er sich mit dem generellen kreativen Schaffen und insbesondere dem Schreiben beschäftigt und seine Erfahrungen und Erkenntnisse bereitwillig teilt, messe ich seinem Urteil genügend Bedeutung bei, um mir seine Empfehlungen anzuschauen.  So bin ich dank einer dieser Empfehlungen auf das Sachbuch Solitary von Giora Romm gestoßen.

Giora Romm (Quelle: en.wikipedia.org)

Giora Romm (Quelle: en.wikipedia.org)

Der damals 22-jährige Giora Romm avancierte sich mit dem Abschuß von fünf MiGs zum ersten Kampfpiloten-As der Israelischen Luftwaffe des Sechstagekrieges; während des sogenannten Abnutzungskrieges (oder auch Ermüdungskrieges) wurde er während einer Mission abgeschossen und verbrachte mehrere Monate in ägyptischer Gefangenschaft. Nach drei Monaten Isolationshaft – ohne ordentliche medizinische Behandlung seiner Verletzungen, dafür aber zahlreiche Verhöre inklusive Folter – wurde er dank eines Gefangenenaustauschs wieder freigelassen und nahm seinen Dienst bei der Israelischen Luftwaffe wieder auf.

 

Einleitende Worte von Steven Pressfield

Giora Romm war das erste Kampfpiloten-As der Isralischen Luftwaffe. Als 22-jähriger Leutnant schoß er 5 MiGs während des Sechstagekriegs in 1967 vom Himmel.
14 Monate später explodierte über dem Nildelta eine ägypischte Rakete am Heck seiner Mirage IIIC. Innerhalb weniger Momente hing Romm an den Seilen seines Fallschirms, ein Arm gebrochen und die Knochen eines Beins an zwölf verschiedenen Stellen zersplittert und er blickte 10 000 Fuß in die Tiefe. Bauern und Feldarbeiter strömten zu der Stelle, zu der sein Fallschirm schwebte und er war sich sicher, daß sie ihn wortwörtlich in Stücke hacken würden, sobald seine Füße den Boden berührten.
Kein anderer isrealischer Pilot hatte bis dato die Gefangenschaft in Ägypten oder einem anderen arabischen Staat überlebt.
Solitary ist Romms Geschichte seiner Gefangenschaft, Folter, Verhör, Freilassung und Rückkehr in den Militärdienst.
Solitary ist kein „Kriegsbuch.” Es ist nicht die Geschichte von Heldentum, auch wenn der Autor sich für die Bezeichnung „Held” qualifizieren würde. Solitary ist, im tiefsten Inneren, noch nicht einmal über Gefangenschaft.
Solitary handelt von Romms inneren Krieg.
Es ist die Geschichte, um seine Worte zu nutzen, „von einem Fall aus großer Höhe”, nicht nur im wörtlichen, sondern auch im metaphorischen Sinne.
Romm konnte seinen Wärtern keinesfalls die Wahrheit darüber verraten, wer er war oder was er getan hatte. Er mußte sich eine fiktionale Biographie ausdenken und diese über Monate von Folter und Verhören fehlerfrei im Kopf behalten, während er in Isolationshaft gehalten wurde und sein Körper von Brust bis Fuß eingegipst war.
Solitary ist kein trostloses Buch. Es ist voll von trockenem Humor, scharfer Eigenbeobachtung und Enthüllungen.
Eine Leidensprüfung wie Romm sie aushielt, ist ein Aufenthalt in der Hölle, aber auch ein Übergang. Romm fiel, aber er kam zurück. Solitary ist seine unauslöschliche Schilderung wie er sich seinen eigenen Ängsten und Grenzen stellte, wie es kaum jemand von uns jemals wird, und seine Fähigkeit zum Überleben und Durchsetzen entdeckte.

Aus der Einleitung von Steven Pressfield (Übersetzung: rem)

 

Inhalt

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Quelle: en.wikipedia.org

Das Sachbuch Solitary beginnt Giora Romm mit dem Moment, als er sein Flugzeug über Feindgebiet notgedrungen evakuieren muß und in den Seilen seines Fallschirms baumelt und den immer näherkommenden Boden beobachtet. Während sich auf diesem zahlreiche Bauern und Feldarbeiter zu einem Mob zusammenschließen, entledigt er sich (ohne große Hoffnung auf Überleben innerhalb der ersten 15 Minuten nach seiner Landung) sämtlicher Hinweise, die ihn als Piloten der Israelischen Luftwaffe identifizieren könnten.

Zu seiner Überraschung wird er nicht gelyncht, wie es sämtlichen israelischen Piloten vor ihm auf ägyptischen Boden erging, sondern tatsächlich den Authoritäten ausgehändigt. Die seine Verletzungen mehr schlecht als recht behandeln lassen, nur um ihn in eine kleine Zelle zu sperren und zu isolieren.

Im Laufe der nächsten Wochen wird er immer wieder drangsaliert, verprügelt und verhört und er sieht sich aus verschiedenen Gründen gezwungen, seine Identität geheimzuhalten. Zum Einen, weil es politisch fatal wäre, wenn bekannt würde, daß Ägypten die israelische Kampfpilotenlegende gefangenhält, zum anderen weil eine Freilassung undenkbar wäre, wenn man ihn nicht mehr für einen beliebigen und relativ unwichtigen Piloten halten würde.

Als wären die psychisch wie physisch brutalen Verhöre nicht schlimm genug, leidet Romm immer mehr an der Einsamkeit und dem Mangel an mentalen Betätigungsmöglichkeiten.

Schließlich erhält er im Rahmen eines Gefangenenaustauschs seine Freiheit zurück und darf nach Israel zurückkehren, wo seine schlechtverheilten Knochenbrüche erneut gebrochen werden, um sie richten zu können. Seine Alpträume und Ängste lassen ihm keine Ruhe, bis er sich entscheidet, sich seinem Trauma zu stellen und wieder in das Cockpit zu steigen, um erneut Angriffe auf Ägypten zu fliegen.

 

Stärken

Laut Steven Pressfield ist es ausgesprochen schwierig für Piloten, die Faszination des Fliegens und die nervenaufreibende Spannung eines Luftkamfes für Außenstehende verständlich auf Papier zu bringen. Zu seiner Überraschung gelingt das Giora Romm erstaunlich gut.

Die Problematik der Isolationshaft und feindseliger Wärter wird glaubwürdig und verständlich portraitiert; wieder kann das wohl nur jemand wirklich nachvollziehen, der sich in einer ähnlichen Situation befand, doch Romms Ausführungen bieten die Möglichkeit, mit Vorstellungs- und Einfühlungsvermögen dem Ganzen zumindest ein wenig nahezukommen.

Solitary erzählt die Problematik der Einsamkeit & Reizarmut und den Kampf gegen das innerliche Zerbrechen auf mehreren Ebenen. Über die ohnehin schon beeindruckende wortwörtliche Ebene hinaus wird das Trauma andersartiger Vereinsamung und der (oder zumindest ein) Weg aus dem seelischen Schwarzen Loch präsentiert.

Auf einer anderen Ebene wird das Dilemma zwischen verschiedenen Bildungsniveaus angerissen, als der hochintelligente und gebildete Romm aus der zwischenmenschlichen Not heraus versucht, Gespräche mit seinen ungeschlachten Wärtern zu führen. So steht nicht nur eine politische Aversion inklusive Vorurteilen zwischen den beiden Parteien, sondern es entsteht auch eine persönliche Antipathie seitens der Wärter, die sich als unfähig entpuppen, angemessene Gespräche zu führen und ihre vermeintliche Überlegenheit an dem Gefangenen auslassen.

 

Schwächen

Ernsthafte Schwächen kann ich auf Anhieb keine benennen.
Natürlich kann ich nicht beurteilen, wie arg Stimmung und Inhalt durch die Übersetzung gelitten haben, von daher muß ich wohl oder übel der Übersetzerin und dem Verlag vertrauen; mir sind zumindest keine Passagen aufgefallen, die mich irritiert die Stirn runzeln ließen.

Eine Schwäche mag vielleicht sein, daß das Sachbuch recht einseitig geschrieben ist, doch das ist im Fall einer autobiographischen Erlebnisschilderung fast unvermeidlich und liegt in der Natur der Sache. Es wäre dennoch hilfreich, von der Gegenseite die Ansicht zu erfahren, wobei ich vermute, daß beide Seiten sich nicht auf eine „objektive Wahrheit” einigen können.
Da Giora Romm allerdings zu keinem Zeitpunkt den Eindruck hinterläßt, ein professionelles Opfer zu sein oder sich als Märtyrer zu präsentieren und zu verkaufen, halte ich seine Schilderungen für glaubwürdig.

 

Fazit

Wie eingangs schon geschrieben betrachte ich Solitary als äußerst empfehlenswerte Lese. Sowohl das Geld als auch die Zeit halte ich für eine gute Investition. Sei es nun für die zwischenmenschliche, geschichtliche oder politische Weiterbildung. 😻

Vor dem beeindruckenden Werdegang und den ehrfurchtgebietenden Leistungen des Autors wie auch vor dem Buch ziehe ich respektvoll meinen Hut.

 

Daten

Romm, Giora: Solitary
©2014 Giora Romm
aus dem Hebräischen ins Englische von Anne Hartstein Pace
geschätzt 304 Seiten, e-Buch
eISBN: 978-1-936891-22-1