Zusammenfassung
Themen der Episode 542:
- Wort der Woche: Homöostase
- Auflösung des Universums
- Wissenschaftliche Konsensbildung
- Neuigkeiten über den „Hobbit”
- Genmanipulation bei Moskitos könnte Malaria ausmerzen
Wort der Woche
Homöostase ist das Bestreben eines Systems, einen bestimmten Zustand beizubehalten. Gute Beispiele sind die Körpertemperatur des Menschen und der pH-Wert des Blutes. Ein gutes Alltagsbeispiel ist das Thermostat im eigenen Zuhause, das versucht, eine stabile Raumtemperatur zu erreichen.
Auflösung des Universums
Einige Wissenschaftler sagen voraus, daß die nächste technische Generation unserer Teleskope einen Punkt erreichen, ab dem es unmöglich wird, mit einer feineren optische Auflösung weit entfernte Galaxien scharf abbilden zu können.
Es ist bei Weitem nicht so einfach mit einem Teleskop Objekte im entfernten Weltraum erkennen zu können, wie man allgemeinhin annimmt. Alleine wenn man mit bloßem Auge versucht, den Sternenhimmel zu beobachten, kann man die Problematik erahnen. Es ist allgemein bekannt, daß Sterne funkeln (Wissenschaftler nennen dies Szintillation) — ein Phänomen, das durch unvermeidliche Turbulenzen in unserer Atmosphäre hervorgerufen wird.
Man kann die Szintillation vermeiden, indem man die Teleskope im Weltraum, außerhalb der Atmosphäre, einsetzt, aber eine neue Studie von Wissenschaftlern der Internationalen Astronomischen Union (IAU) läßt davon ausgehen, daß wir an eine „grundlegende Grenze der Auflösung” kommen, die uns daran hindert, weitentfernte Galaxien in der höchstmöglichen Schärfe zu sehen, die uns die Optik eigentlich erlauben sollte.
Der Verzerrungseffekt ist vermutlich im Quantumbereich des Universums verankert.
Wissenschaftliche Konsensbildung
Eine neue Studie der PNAS beschäftigte sich mit der Zusammenarbeit von verschiedenen Wissenschaftlern und Instituten in der Debatte des Klimawandels. Dabei stellte der Autor Justin Farrell fest, daß die Organisationen, die von Konzernen und Unternehmen finanziert werden, deutlicher dazu tendieren, sich untereinander deutlich koordinierter austauschen und den wissenschaftlichen Konsens zum Klimawandel anzuzweifeln, als es Organisationen ohne Unternehmensunterstützung tun.
Das sollte alle, die die Debatte zum Klimawandel verfolgen, nicht übermäßig überraschen. Gerne behaupten Zweifler und Leugner, daß der wissenschaftliche Konsens sich früher schon geirrt hätte, daß er von internen oder externen, politischen oder finanziellen Interessen verfälscht werde, oder daß es keinen wirklichen wissenschaftlichen Konsens gäbe.
Ironischerweise demonstrieren solche Kampagnen gegen den wissenschaftlichen Konsens, daß sich dieser nicht so einfach manipulieren läßt.
Die Macht der Wissenschaft ist, daß Ergebnisse und Entdeckungen von unterschiedlichen Experten angegangen werden und daß sie sich dadurch selbst korrigieren. Individuelle hervorstechende Meinungen gleichen sich aus und Ideen gehen durch den Fleischwolf der Kreuzgutachten (peer-review) und der wissenschaftlichen Gemeinschaft.
In der Realität ist das jedoch nicht so einfach und nicht jeder wissenschaftliche Konsens ist gleichwertig. Man sollte sich also stets fragen, wie standfest der Konsens ist, wie ausgereift der entsprechende Zweig oder Stand der Wissenschaft ist und ob es ernsthafte Minderheitenmeinungen oder Differenzen in den Bereichen gibt und schlußendlich wie seriös die wissenschaftliche Disziplin ist.
Zurück zum Ausgangspunkt: 97% der Klimawissenschaftler gehen davon aus, daß wir einen menschheitsbedingten Klimawandel erfahren. Diese 97% räumen allerdings eine Chance von 5% ein, daß sie sich irren. Dennoch ist das eine Wahrscheinlichkeit, mit der man rechnen kann und sollte; eine Investition in erneuerbare Energiequellen und in Energieeffizienz kann man also als äußerst sinnvoll verbuchen.
Trotz ihrer Motivation, ihres Einflusses und ihrer Ressourcen sind die Ölkonzerne nicht in der Lage, den wissenschaftlichen Konsens zum Thema Klimawandel zu erschüttern. Daraus läßt sich schließen, daß jede Industrie es sehr schwierig haben sollte, einen wissenschaftlichen Konsens zu eigenen Gunsten und entgegen der Realität zu manipulieren.
Neuigkeiten über den „Hobbit”
Die Zähne der Überreste lassen darauf schließen, daß es sich bei dem Homo floresiensis (Spitzname „Hobbit”) um eine eigene Subart der Spezies Mensch handelt und nicht um moderne Menschen mit einer Wachstumsstörung.
Die Überreste des 18-tausendjährigen Fossils wurden im Jahr 2003 entdeckt. Während es Forscher gab, die der Meinung waren, daß der Homo floresiensis eine eigene Gattung von Menschen sei, gibt es andere, die glauben, daß es sich um moderne Homo sapiens handelt, die an Mikrozephalie litten.
Daraufhin untersuchte man die 40 vorliegenden Zähne und verglich sie mit den Zähnen von 490 modernen Menschen aus Asien, Oceanien, Afrika und Europa, außerdem mit ausgestorbenen Vertretern der Spezies, wie zum Beispiel Homo habilis.
Dabei kam heraus, daß die Zähne des Homo floresiensis wenig mit denen des modernen Menschen zu tun haben, sondern am ehesten noch mit denen des Homo erectus zu vergleichen seien. Man kann davon ausgehen, daß während die anderen Zweige der Menschheit generell größere Körper und Hirne entwickelten, daß der Homo floresiensis sich in Inselumgebung daher in die andere Richtung entwickelte.
Genmanipulation bei Moskitos könnte Malaria ausmerzen
Forschern ist es gelungen, Moskitos mit Genen auszustatten, die sie gegen Malaria immun machen. Sollte man die genmanipulierten Moskitos freisetzen, würden sie langfristig die gewöhnlichen vermutlich ersetzen und Malaria könnte erfolgreich verdrängt werden.
Derzeit ist allerdings die Debatte bezüglich der Bedeutung und Konsequenzen von genmanipulierten Moskitos noch nicht abgeschlossen und es wird wohl noch eine Weile dauern, bis diese Technik in der freien Wildbahn eingesetzt wird.
Momentan ist angedacht, daß man prüft, was für Langzeitfolgen diese Genveränderung haben kann und wie man notfalls die Veränderung rückgängig macht, sollte sich dieser Eingriff in die Evolution als Fehler erweisen.