Weir: The Martian

Zusammenfassung

symbol_booksweir - the martian (mini)Der Astronaut Mark Watney ist Mannschaftsmitlied der Ares III Marsmission und wird aufgrund eines Unfalls & Irrtums auf dem Mars vom Rest der Mannschaft zurückgelassen. Durch Glück und Einfallsreichtum schafft er es, zu überleben und richtet sich in der Marsstation ein und beginnt, innerhalb seines Refugiums den Mars urbar zu machen. Schließlich entdeckt eine Angestellte der NASA auf Satelittenbildern, daß der totgeglaubte Watney doch noch lebt und man setzt alle Hebel für eine Rettungsmission in Bewegung.

Obwohl die atemraubenden Panoramen der Marsoberfläche, wie man sie in der Verfilmung bewundern durfte, fehlen, ist The Martian meiner Meinung nach dem Lichtspiel überlegen, wenn auch überraschend wenig. Das Buch ist kurzweilig, spannend, unterhaltsam und hält sich zu sehr großen Teilen an die Naturgesetze und Erkenntnisse der Wissenschaft, ohne den Leser mit Zahlen und Formeln zu belästigen.

5 von 5 Sternen

5 von 5 Sternen

Hintergrund

Andy_Weir_at_NASA_JSC-cropAndy Weir wurde in Kalifornien geboren, ist der einzige Sohn eines Beschleunigungsphysikers und einer Elektroingenieurin & ein Scheidungskind. Weir wuchs mit den Werken von Arthur C. Clarke und Isaac Asimov auf; im Alter von 15 Jahren begann er, für die Sandia National Laboratories als Programmierer zu arbeiten.
Er studierte Computerwissenschaften, brach das Studium jedoch ab; er arbeitete unter anderem für AOL, Palm und Blizzard.
Weir begann schon in seinen frühen 20ern mit dem Schreiben von Kurzgeschichten, die er auf seiner Internetzseite veröffentlichte, wirklich bekannt wurde er allerdings erst durch den Roman The Martian.
Derzeit arbeit er an seinem zweiten Roman (Zhek), der mit Außerirdischen, Telepathie und Überlichtgeschwindigkeitsreisen zu den klassischeren Science Fiction-Romanen zählen wird.

Weirs Debütroman The Martian wurde von The Wall Street Journal als „die beste Rein-Science Fiction der letzten Jahre” bezeichnet und stieg, als es (leicht verändert im Vergleich zu der elektronischen Ausgabe) in den Druck ging, auf der Liste der meistgekauften Bücher der New York Times auf Platz 12 ein.

Sowohl Film als auch Buch wären als unbedeutende Randerscheinung an mir sang- und klanglos vorbeigegangen, hätte die Mannschaft des Podcasts The Skeptics’ Guide to the Universe nicht ein bis zwei Folgen den Werken gewidmet.

 

Inhalt

Nachdem die Astronauten der ersten Marsmission als Helden gefeiert wurden, die der zweiten wohlwollend die Hand geschüttelt bekamen und man davon ausgehen durfte, daß die Astronauten der dritten Mission mit mäßigem Interesse auf der Erde zurückgeheißen werden, wird ebendiese dritte Mission durch einen unglücklichen Unfall nun doch zu einem medienwirksamen Ereignis, als einer der Astronauten nach dessen vermeintlichem Tod notgedrungen auf dem Mars zurückgelassen werden muß.
Mark Watney kommt zu sich, als sein Raumanzug wegen kritischer Sauerstoffwerte Alarm schlägt. Er liegt halb unter Sand begraben auf dem Mars, in seinem Torso steckt die Spitze einer abgebrochenen Antenne und die restliche Mannschaft der Marsmission hat wegen eines Sturms vorzeitig den Heimweg angetreten und ihn zurückgelassen. Er ist der einzige lebende Mensch auf dem Mars, kann getrost davon ausgehen, daß man ihn für tot hält und muß sich nun entscheiden, ob und wie er um sein eigenes Überleben kämpfen wird.

Glücklicherweise ging die NASA bei den Vorbereitungen davon aus, daß die Mission deutlich länger dauern würde, also hat Watney einen Vorrat an Essen, der für sechs Personen ausgelegt war und ihn für eine Weile am Leben halten sollte. Die Prognose sieht dennoch nicht übermäßig rosig aus, weil das Essen nicht reicht, um nicht bis zur nächsten planmäßigen Marsmission zu überleben, doch glücklicherweise ist er Botaniker und beginnt, den Mars innerhalb seiner kleinen Station urbar zu machen und Kartoffeln zu ziehen.

Nachdem man auf der Erde sich mit dem vermeintlichen Tod Watneys „abgefunden” hat und dazu übergegangen ist, die nächsten Marsmissionen vorzubereiten, entdeckt eine Mitarbeiterin auf den Satellittenbilder vom Mars Unregelmäßigkeiten, die darauf schließen lassen, daß Watney noch lebt. Diese Neuigkeit schlägt ein wie eine Bombe und die NASA überlegt, wie sie Watney retten kann, bevor er erstickt, verdurstet, verhungert oder durch einen Unfall stirbt.
Daß der Mars einen gewissen Abstand zur Erde hat, vereinfacht die Situation nicht übermäßig und der Versuch, eilig eine Sonde mit Lebensmitteln auf den Mars zu schicken, schlägt fehl. Immerhin schaffen es Watney und NASA, sich über einen ferngesteuerten Photoapparat und auf Hexadezimalen basierenden Code zu verständigen und sich gegenseitig mit Informationen zu füttern.

Die Mannschaft der heimfliegenden Ares-3-Mission erfährt erst recht spät vom Überleben Watneys und entschließt sich entgegen anderslautender Anweisungen und trotz Treibstoffmangels die Erde ohne Zwischenhalt zu umkreisen und mit Hilfe der Erdanziehung und der Zentrifugalkraft zurück zum Mars zu fliegen, um ihren Kollegen, Kameraden und Freund während einer weiteren, riskanten Planetenumkreisung (diesmal um den Mars) einzusammeln.

Selbstverständlich ist das alles nicht so einfach, wie sich das anhört und sämtliche Beteiligten müssen oftmals riskieren und improvisieren, um den Widersachern Physik und Umstände zu trotzen.

 

Stärken

The Martian gehört zur Kategorie realistisch-technischer Zukunftsroman (Hard Science Fiction) und zeichnet sich eben dadurch aus, daß er sich deutlich an die Naturgesetze hält und die Handlung innerhalb dieses „einschränkenden” Rahmens stattfindet und dementsprechend auf „künstlerische Freiheiten” verzichtet.
Obwohl Andy Weir sämtliche Wendungen und Aktionen den geltenden Naturgesetzen unterwirft, schafft er es gerade dadurch, seiner Geschichte Glaubwürdigkeit und Spannung angedeihen zu lassen. 👍
Und zu guter Letzt lernt man nebenbei noch etwas aus der Physik und Chemie, was grundsätzlich nicht verkehrt ist, insbesondere wenn man nicht mit Formeln und, oder: oder Zahlen „belästigt” wird.

Auf diesem physikalisch soliden Grundgerüst gewinnen dann Erklärungen, warum der Protagonist irgendwann strenggenommen Raketentreibstoff pinkelt, wie er die Marserde innerhalb seiner kleinen Marsstation urbar macht oder wie er sich dank des ineffizienten Atmungsprinzips des menschliche Körpers beinahe selbst in die Luft sprengt, deutlich an Biß, Witz und Qualität. 😍

Während der Film in seiner Erzählgeschwindigkeit gehetzt wirkt, fällt diese Handlungseile im Buch kaum auf, da es großteils wie das Tagebuch des Astronauten aufgebaut ist. So sticht  der Mangel an Trivialitäten nicht ins Auge, außerdem finde ich es interessant, wie sich der Erzähler erst aufregt und verzweifelt und nur nach einigen Zeilen anfängt zu erklären, was überhaupt das Problem ist und wie es dazu kam.
Als sich dann die Ich-Erzählung mit der klassischeren Erzählweise immer wieder ablöst, wenn man eben nicht die Tagebucheinträge und Notizen Watneys zu lesen bekommt, fällt das nur auf den ersten paar Zeilen ungewohnt auf, fügt sich dann aber recht flott zu einem erfrischenden Perspektivenwechsel zusammen.

Selbstverständlich geht das Buch in einigen Situationen deutlich mehr in die Erzähltiefe, außerdem verfügt es über mehr Szenen als der Film und hat meiner Meinung nach mehr und deutlich bessere emotionale Einschläge als der Film.
Ferner erlaubt es den Charakteren einige Äußerungen, Gesten und Aktionen, die das politisch korrekte Hollywood selbstverständlich nicht in die Verfilmung übernehmen wollte, um zartbesaitete und leicht beleidigte Zuschauer nicht zu verschrecken. 😉

 

Schwächen

Obwohl im Buch deutlich mehr auf die Problematik der Einsamkeit eingegangen wird, wird auch hier das Thema nur am Rande angerissen und auf die leichte Schulter genommen. Das ist einerseits schade und stößt sauer auf, aber auf der anderen Seite wäre es gewiß weniger unterhaltsam, dem Psychomelodram der Vereinsamung und des geistig-seelischen Zerfalls des Astronauten zuzuschauen.
Insofern ist es vielleicht nicht verkehrt, daß diese Problematik nicht allzu ernstgenommen wird, aber es wäre mehr drin gewesen, als es nur mit einer zugegebenermaßen amüsanten Situationskomik durchzuwinken. Dieser naive Optimismus, daß ein Mensch in einer solch gänzlich einsamen Einöde nicht verzweifelt, rüttelt dann doch an der Immersion während des Lesens.

Auch hier bemängele ich (wie beim Lichtspiel) das chauvinistische Gutmenschentum der Charaktere, auch wenn es bei Weitem nicht so übel aufstößt. Im Buch ist dieser Punkt vernachlässigbar, wenn man nicht darauf achtet.

 

Fazit

Unterhaltsam, intelligent, humorvoll, spannend, lehrreich.
Definitiv lesenswert. 👍

winkwinkUnd wenn Sie sich das Lichtspiel anschauen oder (besser noch) das Buch zu Gemüte führen, sorgen Sie dafür, daß sich die Film-, bzw. Buchindustrie darum kümmern wird, daß es mehr Werke von diesem Kaliber geben wird.
Damit unterstützen und fördern Sie nicht nur die generelle Medienqualität, sondern auch noch die Zukunft intelligenter Unterhaltung.

 

Daten

Weir, Andy: The Martian
©2011, 2014 Andy Weir
Ursprünglich von Andy Weir veröffentlicht, 2014 in USA von Crown Publishers verlegt
~385 Seiten
eISBN 9781448177202